Baten Kaitos II (in Nord-Amerika als „Baten Kaitos Origins“ veröffentlicht) spielt 20 Jahre vor Baten Kaitos I, also zu der Zeit, als die meisten Menschen noch natürliche „Kokoro no Tsubasa“ (Flügel des Herzens / der Seele) hatten und kaum jemand etwas von Marpelshuro wusste.
Trotzdem blüht auf dem imperialen Hauptkontinent die Machina-Forschung, welche den zahlreichen Menschen zukünftig in sämtlichen Lebenssituationen zu mehr Komfort verhelfen und ganz nebenbei dem Imperium die Vormachtstellung in der Welt von Baten Kaitos sichern soll. Die ganze Sache mit den Magnus Essences und fliegenden Kontinenten bleibt logischerweise gleich.
Prequels dieser Art haben oft etwas das Problem, dass weite Teile der Story bzw. deren Ausgang schon im Voraus bekannt sind (man nehme als Beispiel „Star Wars: Episode III“). Glücklicherweise wird die Story von BK2 dadurch aber nicht beeinträchtigt. BK2 wartet mit vielen neuen Charas auf und der Link zu Baten Kaitos I geschieht (von ein paar kleinen Szenen abgesehen) eigentlich erst im Abspann.
Wie schon in Teil 1, übernimmt der Spieler die Rolle eines „Seirei“ (Heiliger Geist bzw. Guardian). Dieses Mal logischerweise nicht von Kalas, sondern von einem neuen Charakter namens Sagi, und begleitet diesen als Berater und Beschützer durch das Spiel.
Story
Schon in der Einführung geht’s direkt zur Sache: Zunächst werdet Ihr Zeuge eines seltsamen Albtraums von Eurem Hauptcharakter Sagi. Dieser Traum stellt gleichzeitig das Intro-Video zu BK2 dar (diesmal keine eigentliches FMV) und weder Sagi noch Ihr versteht, um was es eigentlich geht.
Nach dem Aufwachen übernehmt Ihr die Kontrolle über Sagi. Der ist des Geld Verdienens wegen Mitglied der sogenannten „Ankoku-butai“ (Darkness Squad), einer geheimen imperialen Spezialtruppe, die einen Mordanschlag auf den derzeitigen Imperator verüben soll, um dem machthungrigen „Wahrheit“ (yep, die Japaner mögen deutsche Nomen als Eigennamen) an die Macht zu verhelfen.
Begleitet wird dort jeder Söldner von einem „Machina Will“. Dies sind künstlich erschaffene Kampfroboter in Menschengestalt, die ohne eigenen Willen ihrem Meister bedingungslos folgen. Sagis Machina Will hört auf den Namen Giro und weist ein paar spezielle Fähigkeiten auf (z. B. kann er sprechen), die ihn von einem normalen Machina Will unterscheiden. Warum genau, erfährt man erst später … aber auf jeden Fall ist er seinem Meister treu ergeben und stellt zugleich Euer zweites Party-Mitglied dar.
Zurück zum geplanten Mordanschlag: Blöderweise scheint Sagis Truppe Opfer eines Komplotts geworden zu sein. Gerade als Ihr an diversen Wachen vorbei im Zimmer des Imperators angekommen seid, müsst Ihr feststellen, dass der Imperator bereits ermordet wurde. Gleichzeitig verlässt ein hämisch grinsender und höchst verdächtiger Mann das Zimmer.
Von allen Seiten des Mordes bezichtigt und von den Vorgesetzten verraten, werdet Ihr gezwungen, vom imperialen Kontinent zu flüchten. Noch auf der Flucht trefft Ihr unvermittelt auf ein ziemlich hässliches und aggressives Monster … und plötzlich findet Ihr Euch mitten in einer unbekannten Halbtraumwelt wieder.
Dort geschieht ziemlich Unfassbares: Viele Leute scheinen von einem Fluch belegt zu sein und verschwinden langsam aber sicher in die Unsichtbarkeit. Und Euer Sagi wird aus welchen Gründen auch immer mit dem Namen „Marno“ angesprochen. Genauso plötzlich seid Ihr auch wieder in der echten Welt zurück, noch verwirrter als zuvor schon.
Während der Flucht von der imperialen Hauptinsel macht Ihr noch zwei entscheidende Bekanntschaften: Als drittes und letztes Party-Mitglied schließt sich Euch das Mädel Milly an, nachdem sie Euch im Kampf gegen einen alten Bekannten aus der Patsche hilft. Wer dieser (hier nur kleine) Bösewicht ist, will ich mal nicht verraten, nur so viel: Chaotic Dance ist zurück in neuem Mix als Chaotic Dance 2! Übrigens, Milly stammt angeblich aus wohlhabendem Hause und lief von zu Hause weg, um endlich mal die Welt zu bereisen. Hmm…
Das alles stellt nur eine Zusammenfassung der ersten zwei Spielstunden dar. Die Story von BK2 startet also sehr vielversprechend. So geht es denn auch weiter. BK2 wartet wie schon BK1 mit einigen ziemlich unerwarteten Wendungen auf und lässt nur selten Langeweile aufkommen.
Im Laufe des Spiels werdet Ihr auf verschiedene Bösewichte treffen, die gut ausgearbeitet sind, mysteriöse Handlungsmotive haben und immer wieder Euren Weg kreuzen. Außerdem gibt’s eine Art Parallelstory in dieser angesprochenen „Halbtraumwelt“ (der Ausdruck ist nicht wirklich zutreffend, aber anders kann ich es nicht ausdrücken, ohne massiv zu spoilern), wodurch sozusagen zwei Handlungsstränge gleichzeitig erzählt werden, was eine angenehme Abwechslung mit sich bringt.
Einzig in der Mitte des Spiels hapert es etwas mit der Story. Das liegt daran, dass Ihr im Prinzip gezwungen werdet, sämtliche anderen Kontinente zu besuchen, um dort eine gewisse Mission auszuführen. Das Problem ist hier halt, dass einerseits die Städte exakt die gleichen wie in BK1 sind, und andererseits am Ende immer etwa ein ähnlicher Boss und vorhersehbare Ereignisse eintreten.
Nach dieser etwas langwierigen „BK1-Revue“ geht’s aber dank einiger schockierender Offenbarungen bis zum Ende hin wieder spannend zu und her. Etwas störend ist aber, dass der „Bösewicht“ dieser „Halbtraumwelt“ am Ende des Hauptspiels plötzlich story-technisch irgendwie vergessen wirkt, da hätte man mehr machen sollen.
Mehr kann ich auch hier aus Spoiler-Schutzgründen nicht sagen. Auch etwas schade fand ich, dass einige Story-Passagen etwas zu starke Ähnlichkeit mit BK1 aufweisen. Ansonsten gibt’s aber nichts auszusetzen. Generell sind viele Story-Elemente in BK2 übrigens recht bodenständig und lokal orientiert, also keine epischen Weltuntergangsmärchen.
Noch ein Wort zum Klischee/Kitsch-Gehalt: Wie fast jedes Japano-RPG kommt auch BK2 nicht ohne ein paar Dinge der Sorte aus: Wie sich die Beziehung zwischen Sagi und Milly entwickelt, könnt Ihr Euch ja denken. Auch gibt’s ein paar etwas gar klischeehafte Wendungen. Das wär’s dann aber schon mit der Kritik.
Übrigens, wie in diversen neueren RPGs gibt’s auch in BK2 ein Tagebuch, wo Ihr alte Events nachlesen könnt und die nächsten Ziele angedeutet werden, falls Ihr mal was nicht mitbekommen habt.
Wertung:
85 %Kampfsystem
Baten Kaitos II verwendet – wie schon der Vorgänger – ein Karten- bzw. Magnus-basiertes Kampfsystem. Wer Teil 1 genau deswegen nicht mochte, sollte BK2 aber trotzdem eine Chance geben, denn das Kartenkampfsystem wurde komplett umgemodelt.
Einerseits wäre da die nicht mehr vorhandene Defensiv-Runde. Es gibt jetzt nur noch Angriffsrunden. Andererseits teilen sich die drei Helden jetzt das gesamte Deck. Auch Spirit Numbers gibt’s nur noch eine pro Magnus und Elemente können einander gegenseitig nicht mehr canceln.
Wer jetzt eine Light-Version des Kampfsystems von BK1 erwartet, täuscht sich aber gewaltig. BK2 kommt bzgl. Kämpfen nämlich einiges komplexer daher, läuft deutlich zügiger und macht IMO auch viel mehr Spaß. Auch zu erwähnen wäre hier noch, dass dieses mühsame Cursor-Problem aus Teil 1 behoben wurde. Aus Versehen den Gegner zu heilen ist nicht mehr möglich.
Also, grob gesagt sind die Magnus-Karten aufgeteilt in Angriffskarten, Heil-/Statuskarten, Equipments (Waffen und Rüstungen) sowie Spezialattacken. Die Spirit Numbers sind ebenfalls fix verteilt: Equipments sind immer 0, Standard-Attacken sind 1, 2 und 3 und Spezialattacken sind 4, 5, 6 und 7.
Wenn ein Charakter nun an die Reihe kommt, müssen die Karten jeweils zwingend in aufsteigender Nummernfolge innerhalb eines fixen Zeitlimits ausgespielt werden, wobei überspringen möglich ist. Die Equipments bleiben dabei über den Zug hinaus erhalten, wenn sie noch nicht aufgebraucht sind. Mit jeder ausgespielten Karte erhöht sich ein ebenfalls gemeinsamer MP-Balken (MP steht für Magnus Power). Längere Combos füllen diesen sogar noch zusätzlich. Die Standardangriffskarten können „gratis“ ausgespielt werden, für die Spezialattacken ist jedoch MP nötig.
Als zusätzliches Element kommen nun die sogenannten „Relay Combos“ hinzu: Wie der Name schon sagt, könnt Ihr mit dem Angriff etwas warten und dafür gleich eine Combo des nächsten Charas anhängen. Dazu muss Chara 1 eine Combo mit einer Spezialattacke abschließen. Wenn Chara 2 nun gerade an die Reihe kommt und eine 1er-Standardattacke spielt, wird ein Relay Combo ausgelöst, welcher logischerweise auch mit dem dritten Chara verbunden werden kann.
Dabei ist aber gutes Timing gefragt, denn das MP-Maximum ist 5 … aber Spezialattacken kosten jeweils 1, 2, 3 oder gar 4 MP. Um dem entgegenzuwirken, könnt Ihr bei 5 MP einen sogenannten Burst auslösen: Für eine kurze Zeit (3 Sek.) dürft Ihr dann unendlich viel an MP verbrauchen. Danach wird der MP-Balken aber für eine gewisse Zeit deaktiviert.
Dann wäre da noch die „Spirit Change“ zu erwähnen: Euer Deck kann bis zu 60 Karten umfassen, offen auf dem Blatt und somit spielbar sind aber maximal 7 Karten, wobei ein kleines Fenster Euch die nächste Karte anzeigt. Manchmal wird die Karte dort aber plötzlich ersetzt, und zwar zu euren Gunsten. Zum Beispiel taucht anstelle von Equipment ein Wiederbelebungstrank auf (wenn gerade einer der Charas kampfunfähig ist) oder eine 2er-Angriffskarte, wenn Ihr nur eine 1er und 3er auf der Hand habt. Die Häufigkeit dieses Spirit Change wird wie schon in BK1 über den Kompatibilitätswert gesteuert.
Im Spielverlauf werdet Ihr von Sagi oft nach Eurer Meinung gefragt, was sich schlussendlich auf einen unsichtbaren Kompatibilitätswert auswirkt. Je höher der ist, desto häufiger treten Spirit Changes auf. Die analog funktionierende Spirit Magic aus BK1, die zwar stark war, aber einem meistens die größten Combos vermasselte, gibt’s (zum Glück) nicht mehr.
Spirit Changes sind dementsprechend wichtig, wenn Ihr Relay Combos hinlegen wollt, die sich über mehr als 15 Karten hinziehen. Das theoretische Combo Max ist übrigens bei 25 Karten (Milly hat keine 7er-Spezialattacke, dafür 1+ und 2+ Karten) … ich selbst habe es aber nur auf 18 gebracht … was schon recht viel Glück braucht.
Nach jeder Attacke braucht Euer Chara (aber auch Gegner) eine gewisse Erholungszeit bis es zum nächsten Zug kommt. Je länger der Combo-Angriff, desto länger die Wartezeit. Unter Umständen ist es also nicht allzu schlau, nur auf hohe Combos zu setzen, v. a. wenn der Gegner mit Attacken angreift, die das Down-Attribut haben und wie der Name sagt, Eure Charas auf den Boden werfen, was noch längere Wartezeit bedeutet und noch dazu gefährlich ist, da ein am Boden liegender Chara mehr Schaden nimmt.
Die Gegner-Varianz ist zum Glück etwas größer als in BK1, aber mit Color Swaps (Recolors) muss man Genre-gewohnt natürlich immer noch leben. Ebenfalls neu: Attacken und Heil-Karten, die mehr als nur ein Ziel haben, sind jetzt auch vorhanden. Übrigens, Schadenszahlen werden jetzt direkt im Kampf angezeigt.
Noch ein paar allgemeine Dinge: Nach jedem Kampf gibt’s neben EXP und Magnus-Karten auch TP (Technical Points). Level-Ups finden jetzt praktischerweise direkt nach dem Kampf statt. Die über blaue Speicherblumen erreichbare Kirche ist noch immer mit von der Partie, dort werden aber nur noch Class-Level-Ups gemacht und Orb Auras gesetzt.
Eure Klasse bestimmt die maximale Anzahl Karten im Deck, die maximale Anzahl Decks sowie die Anzahl der Karten, die man im Kampf abwerfen kann, und wird durch TP erhöht. TP werden für hohe Combos vergeben, und zwar nicht linear, sondern exponentiell. Relay Combos sind also der Schlüssel zu hohen TP-Boni.
Im Laufe des Spiels findet Ihr auch Items, die es Euch erlauben, einem Charakter für eine gewisse Zeit eine spezielle Aura zu verpassen. Auras können z. B. Eure Elementar-Werte oder HP/DEF/ATK erhöhen.
Die Kämpfe laufen sehr flüssig ab und es kommt fast nie Langeweile auf,
obwohl die Gegner meist recht hohe HP haben
und Kämpfe so meist 1 bis 3 Minuten dauern.
Riesige Relay Combos auszuführen sorgt immer wieder für Hochgefühle. Dazu
trägt auch der (ziemlich amerikanisch anmutende) „Arcade Sprecher“ bei, der
die Kämpfe gewissermaßen mit Kommentaren wie
You Win
, Relay Combo
,
Excellent
etc. kommentiert. Das
mag am Anfang für RPGler etwas
ungewohnt sein, aber man gewöhnt sich schnell an diese Art von coolen
Quotes.
Zum Schluss stellt sich noch die Frage der Mängel, denn natürlich ist auch das Kampfsystem von BK2 nicht perfekt. Da wäre einmal sie Sache mit den Equipments. Wie gesagt sind das 0er-Karten, die jeweils als erstes gespielt werden können. Leider ist man gezwungen, sich jeweils für defensive Rüstungen ODER offensive Waffen zu entscheiden. Konkret heißt das, dass Ihr entweder Euren Angriff verstärken könnt (z. B. durch ein Feuerschwert) oder vorsorglich Euren Widerstand gegen etwaige, zukünftige gegnerische Attacken verbessern könnt.
In der Theorie tönt das sehr sinnvoll, aber leider haben selbst die normalen Gegner nicht nur stattliche HP-Werte, sondern auch eine ziemlich hohe DEF. Wer nach den ersten paar Spielstunden ohne offensive Equipments kämpfen will, muss mit übermäßig lange dauernden Auseinandersetzungen rechnen.
Zusätzlich sind die verfügbaren defensiven Equipments meist ziemlich schwach und reduzieren den erlittenen Schaden zu wenig, um eine Anwendung zu rechtfertigen. Ebenso ist das Anwenden von elementaren Rüstungen zu umständlich. So kommt es, dass Rüstungen, Helme etc. schon bald zu ungenutzten Inventar-Items verkommen und Ihr die offensive Kampfhaltung mit ein paar Heil-Karten mehr kompensiert.
Wo wir gerade beim Heilen sind: Ich empfand es als etwas mühsam, dass man entweder heilen oder angreifen (oder passen) musste. Heil-Karten wie auch andere Spezial-Magnus können nicht als Combos sondern nur als einzelne Karte gespielt werden. Positiv hingegen ist, dass Heil-Karten jetzt nicht mehr Gemüse und Früchte sind, die nach einer gewissen Zeit verrotten, sondern Potions und Artefakte, die ewig halten.
Dennoch, mal von zwei oder drei etwas übertrieben harten Bossen abgesehen, ist BK2 bzgl. Schwierigkeit hervorragend ausbalanciert. Gegner und Bosse sind fordernd, aber immer fair und nicht bloß Kanonenfutter wie in den FF-Teilen der Sony-Ära (mal abgesehen von FFXII, welches deutlich schwerer als die Vorgänger ist). Außerdem gibt’s bei Bossen eine praktische Continue-Funktion, damit Ihr im Falle einer Niederlage nicht nochmals alle Cut-Scenes ansehen müsst.
Übrigens, flüchten müsst Ihr noch immer mit Karten, aber da man mehrere Decks haben kann, ist es am einfachsten, sich ein Escape Deck mit nur Flucht-Karten zu erstellen, wenn man mal schnell durch einen Dungeon rennen will.
Wertung:
88 %Sub-Systeme / Menü / Interface
Als erstes wären da die etwas mehr als 100 EX Combos zu erwähnen: Es gibt bestimmte Kartenkombinationen, die zu speziellen Attacken führen. Grafisch ändert sich zwar nicht allzu viel, aber die Combos erhalten neue Attribute wie HP Absorb, DEF Up, Status Ailments etc.
Quest Magnus erfüllen nach wie vor den gleichen Zweck wie in BK1 (d. h. sie fungieren vor allem als Tauschmaterial und Key Items), aber zusätzlich haben die meisten noch Auswirkungen auf die Stats der Charaktere: Wenn Ihr z. B. verrottete Früchte mit Euch herumtragt, werden die Max HP um etwas reduziert. Andere Items erhöhen dagegen Stats wie Elementar-Attribute.
Auch neu ist der Magnus Blender: Damit lassen sich zwei oder mehr Quest Magnus mischen – aus Feuer und Wasser wird z. B. heißes Wasser. Außerdem lassen sich Equipments upgraden, indem man sie mit einem Quest Magnus kombiniert, aus einem Langschwert verbunden mit Feuer wird dann z. B. ein Feuerschwert.
Das Menü ist wie schon in BK1 sehr übersichtlich und intuitiv zu bedienen. Netterweise gibt’s diesmal neben der Magnus Gathering auch eine Monster-Enzyklopädie und einen Battle Record Screen.
Briefe sind eine weitere Neuerung: Im Verlauf des Spiels erhält Sagi öfters Briefe von Freunden und Feinden. Damit erfahrt Ihr auch immer mal wieder, was denn auf den früher besuchten Kontinenten so läuft.
Wertung:
85 %Grafik
Grafisch hat sich im Verhältnis zu BK1 nicht allzu viel getan. Die Hintergründe in Dungeons und Städten sind wie gewohnt vorgerendert und wunderschön anzuschauen. Leider wurde die Hälfte halt 1:1 von BK1 übernommen, womit der Wow-Effekt etwas begrenzt wird. Cut-Scenes sind ebenfalls wie gehabt allesamt in In-Game-Grafik dargestellt, was dem Spiel hilft, wie „aus einem Guss“ zu erscheinen.
Sowohl Charaktere wie auch v. a. Kampfhintergründe sind etwas detaillierter als im Vorgänger ausgefallen, lassen aber noch immer etwas zu wünschen übrig. In den hitzigen Gefechten bleibt aber eh selten Zeit, sich die Umgebung anzuschauen. Abgesehen davon nehmen Monster und Charakter durch die relativ nahe Kamera und den durch Anzeigen stark beanspruchten Kampfbildschirm den größten Teil des Sichtfeldes ein.
Die Spezialattacken hingegen sind hervorragend in Szene gesetzt, aber glücklicherweise trotzdem nicht zu langwierig ausgefallen. Ansonsten würde deren zahlreiche Anwendung nämlich FF-typisch etwas auf die Nerven gehen.
Städte und Dungeons:
86 %Kampfhintergründe:
76 %Zaubersprüche und Spezialattacken:
88 %Charaktere:
82 %Sound
Die Komposition der Musikstücke zu BK2 hat wie zu erwarten der gute Motoi Sakuraba übernommen. Fans frohlocken über den Sakuraba-Stil, der sich von Spiel zu Spiel kaum ändert. Leute, die mit seiner Musik wenig anfangen können, müssen wohl in den sauren Apfel beißen.
Der Sound ist also wie üblich Geschmacksache, aber ansonsten einwandfrei. Wirkliche Ohrwürmer vermisst man leider etwas, und viele der alten Dorf/Stadt-Hintergrundmusiken ähneln dem Vorgänger recht stark, dafür gibt’s bei den Dungeons und Kämpfen diverse Remixes mit Nostalgie-Bonus. Nochmals zu erwähnen ist natürlich „Chaotic Dance 2“ … wie „Chaotic Dance“ in BK1 eine ziemlich spezielle Kampfmusik, aber in Kombination mit dem entsprechenden Widersacher einfach nur cool.
Bei den Voice Actors kann man einmal mehr erkennen, wie professionell die Japaner in dieser Beziehung sind: BK2 hatte ein sehr, sehr tiefes Budget, aber kann trotzdem mit gewohnt hervorragenden und bekannten Seiyuus auftrumpfen. Da können Amis und Europäer noch gewaltig was lernen. Bei uns kriegen ja oft selbst Blockbuster eine eher durchschnittliche Synchronisation.
Die Soundeffekte sind zum größten Teil identisch mit dem Vorgänger und sind immer passend eingesetzt. Zudem macht sich ein hervorragender Raumklang bemerkbar, man hört also, ob der Wind von links oder rechts kommt.
Hintergrundmusik:
85 %Sprachausgabe:
99 % (jap. Version)Soundeffekte:
85 %Spielablauf
Der Spielablauf ähnelt in den meisten Bereichen BK1 und ist meist sehr linear. In der ersten Hälfte wird (wie schon erwähnt) parallel zur normalen Story ein zweiter Handlungsfaden verfolgt, ganz ähnlich wie seinerzeit in FFVIII, wo Ihr neben Squalls Abenteuer auch immer mal wieder Laguna steuern konntet. Die beiden Szenarien werden natürlich auch hier im Verlaufe des Spiels zusammengeführt, wenn auch etwas weniger pompös.
Ansonsten auch hier große Ähnlichkeit mit BK1. Ihr erkundet Städte und nahe gelegene Dungeons mit netten kleineren Rätseln und müsst immer mal wieder ein paar Quest Magnus anwenden/tauschen, um vorwärts zu kommen. Dabei trefft Ihr auf diverse aus dem Vorgänger bekannte Charaktere, welche hier natürlich 20 Jahre jünger sind. Leider haben aber genau die meiner Meinung nach interessantesten Charas aus Teil 1 in BK2 die kürzesten Auftritte. Da die Kämpfe verhältnismäßig lang dauern, sind dementsprechend auch die Dungeons wie in BK1 nicht übertrieben groß.
Gegnern kann man übrigens recht gut dank „Wing-Dash“-Feature ausweichen. Diese Energie, welche Euch schnell über den Boden fliegen lässt, ist aber begrenzt. Der Balken erholt sich in Sekunden, wenn Ihr früh genug abbricht, aber wenn er bis zum Maximum belastet wird, muss Sagi erst mal verschnaufen und gegnerische Angriffe führen dazu, dass Ihr schutzlos eine Runde Angriffe einstecken müsst.
Während des Spiels besucht Ihr nahezu alle Städte des Vorgängers (gewissermaßen in umgekehrter Reihenfolge), was (wie schon erwähnt) wegen den praktisch nicht-existenten Änderungen etwas mühsam werden kann, da es nur wenig neue Städte und Dörfer gibt. Die Dungeons sind hingegen praktisch allesamt neu, Wiederverwertungen sind selten. Auf diversen „alten“ Kontinenten wurden übrigens ein paar alte Locations entfernt bzw. auf einen Screen gekürzt, dafür gibt’s aber eine Handvoll komplett neuer Kontinente verschiedenster Größe.
Die Tatsache, dass Level-Ups jetzt direkt nach den Kämpfen durchgeführt werden, erspart nervige Gänge zur Kirche und (wichtiger) verhindert Perma-Stuck-Probleme wegen einer zu schwachen Party in Dungeons wie beispielsweise bei diesem GAF-Trio-Kampfschiff in BK1.
Trotzdem ist zu empfehlen, mindestens 10 bis 15 Speicherstände fortschreitend zu nutzen, da es zumindest in der japanischen Version eine Handvoll Sidequest-Bugs gibt, die Euch permanent am Fortschritt im Hauptspiel hindern können. Außerdem gibt es einen recht harten Boss (IMO härter als der Endgegner) grad zu Beginn von Disc 2, der DIREKT nach dem Disc Change Save kommt … wer dort mit einer zu schwachen Party kommt und abspeichert, kann nicht mehr zurück ohne einen alten Spielstand zu laden, falls der Boss noch ein paar Levels mehr erfordert.
Zu erwähnen ist auch noch, dass es – anders als in vielen RPGs – nur 3 Party Members gibt, also immer die gleichen. Keine Angst, das schadet weder der Story noch dem Kampfsystem. Im Gegenteil sind dafür die Beziehungen und die Charakter-Interaktion hervorragend ausgearbeitet. Außerdem wartet BK2 mit einer eher hohen Zahl an wichtigen NPCs auf.
Auch recht nett gemacht ist das Endgame: Einerseits gibt’s ein paar optionale Kämpfe, die einige Szenen im Ending ändern, in einem Fall sogar zu einem zusätzlichen Endkampf führen. Andererseits hat jetzt BK2 den im Vorgänger schmerzlich vermissten „New-Game-Plus“-Modus zu bieten. Für Yarikomi-Zocker, welche die Magnus Gathering und die Monster-Enzyklopädie zu 100 % komplettieren wollen, ein sehr praktisches Feature. Ansonsten wird aber, abgesehen von einigen Zahlen und Combo-Daten, nichts übernommen.
Wertung:
84 %Atmosphäre
Einmal mehr kann ich auf BK1 verweisen: Die allgemeine Atmosphäre ist der des Vorgängers sehr ähnlich. Durch die nur drei Hauptcharaktere ergibt sich eine bessere Verbindung zum Spieler und die Interaktion ist besser als im Vorgänger. Das Spiel wird etwas mehr durch die Story vorangetrieben (d. h. nicht nur „einfach mal die fünf End Magnus einsammeln gehen“), was IMO angenehmer ist.
Ziemlich ausgeflippt aussehende Luftschiffe sind natürlich auch wieder mit dabei und wenn Ihr urplötzlich z. B. auf die jungen Versionen von bestimmten BK1-Charakteren trefft, gibt’s echte Nostalgieschübe.
Der Sound und die Grafik tragen den Rest bei, damit Ihr ganz in der zauberhaften Welt von BK2 versinken könnt. Viele empfanden ja das Design von BK1 als „hässlich“. BK2 hat noch immer einen ähnlichen Stil, ist aber allgemein diesbezüglich etwas hübscher geworden.
Auch immer wieder aufheiternd sind ein paar NPCs, sei es, weil sie Sagi zu Millys Entsetzen etwas gar direkte Annoncen machen, oder weil sie kleine Verbindungen und Andeutungen zu BK1 machen.
Wertung:
86 %Replay Value / Sidequests
Dank New Game Plus gibt’s – anders als im Vorgänger – endlich einen großen Motivationsbonus für Kartensammler. Leider bleibt einem aber neben den Monster-Daten und ein paar Battle Records sonst nichts erhalten. Schade, ich warte noch immer auf ein RPG, bei dem man wie seinerzeit bei Chrono Trigger oder Chrono Cross für das New Game Plus ALLES außer Key Items behält, insbesondere Levels.
Denn in der heutigen schnelllebigen Zeit wäre es mehr als wünschenswert, wenn sich ein zweites Durchspielen dank hoch gelevelter Charas zügig machen ließe. Leider gibt es aber nicht wirklich Areale oder Bosse, die man nur beim zweiten Mal Durchspielen machen kann.
An Sidequests gibt’s riesige Mengen, die sogar inkl. Beschreibung unter einem Menüpunkt aufgelistet werden: Einerseits wären da die üblichen Quests („hol mir das, bring dem jenes“), dann müssen für diverse Personen irgendwelche Mini-Aufgaben erledigt werden und zudem könnt Ihr auch mit sogenannten Magnus Tradern Karten tauschen.
Das Komplettieren diverser Listen (Magnus Gathering, EX Combos, Magna Mixes, Monster-Enzyklopädie) kann man ebenfalls als Sidequests sehen. Ebenso gibt es noch während des Spiels ein paar Bosse, die Ihr wahlweise bekämpfen könnt oder nicht.
Zusätzlich steht Euch eine Kampfarena bzw. ein Kolosseum offen. Dort könnt Ihr in diversen Kämpfen gegen Monster-Gruppen antreten und Euch Rang um Rang hocharbeiten, um sogar noch gegen exklusive Bosse anzutreten.
Zum Schluss wäre da noch das Magnus-Dorf Zedona, deren Lokalitäten allesamt in Magnus gebunden wurden und nun in der Welt verstreut darauf warten, von Euch aufgesammelt zu werden. So baut Ihr Zedona nach und nach wieder auf. Speziell hier ist das Design: Wunderschöne Knet-Häuser, Inneneinrichtungen und Bäume, die einem „Wallace-and-Gromit“-Film entsprungen sein könnten.
Wertung:
80 %Schwierigkeitsgrad
Wahlweise könnt Ihr zwischen Easy und Normal wählen, wobei die Namen etwas verwirrend sind: Easy entspricht dem „Wait Mode“ der FF-Serie, d. h. die Zeit läuft nicht weiter, wenn Attacken ausgeführt werden.
Normal wäre dann der „Active Mode“. Dieser ist aber nicht zu empfehlen. Wegen des Zeitlimits beim Kartenwählen geht’s schon auf Easy recht stressig zu und her. Wie schon erwähnt ist der Schwierigkeitsgrad sehr fair: Normale Monster sind zwar fordernd, aber nie unfair, ebenso die Bosse, von paar Ausnahmen abgesehen.
Ganz zu Beginn ist BK2 hingegen etwas Einsteiger-unfreundlich. Ein In-Game-Tutorial gibt es nicht, ebenso wenig wird Euch das neue Kampfsystem interaktiv erklärt. Dessen Features müsst Ihr schön brav selber in der Anleitung nachlesen.
Zusätzlich sind die Gegner in den ersten Arealen verhältnismäßig stark. Es ist also ganz normal, zu Beginn hier und da ein „Game Over“ zu sehen. Wenn man sich aber mal mit dem Kampfsystem vertraut gemacht hat, spielt es sich problemlos.
Sprachbarriere
Ich fand sie erstaunlich niedrig. Das mag aber auch daran liegen, dass mein Japanisch mittlerweile ein halbwegs anständiges Niveau erreicht hat. Die Story bzw. die gesprochenen Szenen sind nicht allzu schwer zu verstehen, wenn Ihr ein paar Semester Japanisch gelernt habt.
Meistens wird zum Glück nicht so extrem hochgestochen gesprochen wie z. B. in Xenosaga oder FFXII, und die Thematik ist nicht allzu sehr mit komplizierten politischen und militärischen Ausdrücken gefüllt.
Bezüglich Gameplay weist BK2 die gewohnte Sprachbarriere auf: Wer die typischen, sagen wir mal 50 „RPG-Kanjis“ kennt und Katakana lesen kann, wird keine Probleme haben.
Erwähnenswerte Details zum Schluss
- Einer der wichtigen NPCs hört auf den deutschen Namen „Wahrheit“, lol … zumindest gehen die meisten davon aus, denn die offizielle Romanisierung im Ending („Baelheit“) tönt etwas unfreiwillig komisch.
- Bug Alert 1: Achtung bei der Unsichtbarkeitsphase nach Kämpfen: Ich bin mal „durch“ eine Tür gedrückt worden und musste resetten, da ich blockiert war.
- Bug Alert 2: Wie erwähnt, es gibt ein paar nervige Bugs, ausgelöst durch aktivierte Sidequests. Also, immer schon brav ein Dutzend Spielstände führen.
- Bosse geben, verglichen mit normalen Gegnern, massiv mehr EXP. Zu Level-Up-Sessions werdet Ihr also praktisch nie gezwungen, auch wenn Ihr hier und da mal einem Kampf aus dem Weg geht.
Fazit
Mir persönlich hat Baten Kaitos II sehr gut gefallen und ich hatte viel Spaß damit. So viel, dass ich sogar mit dem Beginnen von FFXII etwas gewartet hatte.
BK2 ist seinem Vorgänger (der aber 20 Jahre später spielt) in vielen Belangen sehr ähnlich, v. a. bzgl. Story, Spielablauf und Atmosphäre. Die meisten Neuerungen liegen in Details, was sich hauptsächlich in einem verbesserten Spielfluss bemerkbar macht.
Einzig das Kampfsystem wurde rundum erneuert und sollte nun auch Leute ansprechen, die den Erstling genau deswegen nicht mochten. Wer also schon immer mal Lust auf ein RPG abseits des Standards hatte und auf CG Movies verzichten kann, sollte BK2 unbedingt eine Chance geben. Kenntnisse von BK1 werden übrigens kaum vorausgesetzt.