Tod in den Lüften – Chaos auf Erden

Vor langer, langer Zeit, als Drachen noch die Erde bevölkerten, führten die beiden vorherrschenden Mächte – die Konföderation und das Imperium – einen erbitterten Kampf um die Kontrolle über eine Göttin, die die Harmonie der Welt in den Händen hält. Drei Siegel wurden in geheiligten Stätten in dieser Welt verborgen, und ein viertes Siegel existiert im Körper einer einzelnen Frau – der Göttin.

Die Legende besagt, dass die Götter selbst die Kokons der Reinkarnation in die Welt bringen, sollten diese vier Siegel je gebrochen werden. Manche behaupten, dass diese Kokons den Schlüssel zur Rettung der Menschheit darstellen. Auf der Seele der Göttin lastet die schwere Bürde der Siegel – eine Bürde, die ihr solche Qualen verursacht, als würde ihr das Fleisch von den Knochen gerissen. Doch der Fortbestand von Harmonie und Ordnung hängt allein von ihrem Überleben ab, und sie kann nichts weiter tun, als die Qualen ihrer schweren Bürde stillschweigend zu ertragen. Nur im Tod findet die Göttin Erlösung.

Im Moment ihres Todes erscheinen in der ganzen Welt seltsame Omen und Vorzeichen, die die nächste junge Frau ankündigen, der die Bürde der Siegel auferlegt wird. Niemand kann sich dieser heiligen Pflicht entziehen; es ist ein niemals endender Albtraum, der sich bis in alle Ewigkeit wiederholt, solange die Menschheit existiert.

Die Konföderation, eine Union kleiner und großer Nationen, stellt sich der überwältigenden Macht des Imperiums entgegen. Die Konföderation hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Göttin zu beschützen, und seit vielen Jahren waren die Rivalen sich in Stärke und Macht ebenbürtig. Doch jetzt hat das Imperium Monster und Dämonen um sich geschart, und seine militärische Macht ist ins Unvorstellbare gewachsen. Das Gleichgewicht der Kräfte ist zerstört, und das Imperium will sich die ganze Welt zu Eigen machen.

Gerüchten zufolge, ist es der rätselhafte religiöse Orden des Kultes der Wächter, der die Fäden hinter den dunklen Machenschaften des Imperiums zieht. Obgleich der Ursprung dieses rätselhaften Ordens im Dunkeln liegt, hat das Dogma des Kultes dennoch sämtliche Schichten der Gesellschaft infiziert. Die Reihen des Kultes schwellen täglich mit neuen fanatischen Gläubigen an.


Features

Die Konfrontation mit dem Imperium sucht Ihr auf dem epischen Schlachtfeld, wo Ihr scharenweise Gegner niedermetzelt. Dabei agiert Ihr als eine unbesiegbare Ein-Mann-Armee, denn KI-Mitstreiter wurden dem Titel nicht spendiert.

Der Kampf an sich ist simpel gestaltet, da es für jede erspielte Nahkampfwaffe, die Euch zur Verfügung steht, nur eine Schlagfolge gibt. Der Umfang der Combos hängt von Eurem Entwicklungstand ab. Je besser Ihr entwickelt seid, desto leichter fällt es Euch, die Feinde (deren KI zu wünschen übrig lässt) unter Kontrolle zu halten. Diese sind in Gruppen organisiert und stehen solange dumm in der Gegend rum, bis Ihr ihnen sehr nahe gekommen seid. Dann laufen sie alle auf Euch zu, um Euch niederzumachen.

Während Ihr Euch um eine Feindesgruppe kümmert, schauen die anderen Gruppen, die Ihr im Hintergrund stehen seht, zu, wie Ihr ihre Mitstreiter plättet. Damit diese Euch auch angreifen, müsst Ihr wieder in ihre Richtung laufen. Solltet Ihr einen Rückzug machen, wundert Euch nicht, wenn die Kontrahenten Euch nach sehr kurzer Zeit (etwa drei Sekunden) nicht mehr verfolgen und an ihren ursprünglichen Standort zurückflüchten, was Euch wiederum die Möglichkeit gibt, sie von hinten zu überraschen.

Solltet Ihr mit der Vielzahl von Gegnern Probleme bekommen, setzt Ihr einfach Eure Magie ein, welche die Feindesmassen – je nach deren Stärke – entweder schwer verwundet oder tötet. Für jede Waffe ist eine eigene Magie entwickelt worden, deren Einsatz von der Magieleiste abhängt. Einerseits von der Größe, die mit dem Level der Waffe steigt, und andererseits vom Füllstand der Leiste abhängig, könnt Ihr diese mehr oder weniger oft einsetzen. Die Leiste füllt sich mit jedem Schlag, den Ihr einem Eurer Feinde verpasst.

Abwechslung bieten auf dem Schlachtfeld – neben den vielen Waffen – die unterschiedlichen Gegner. Von mit Schwertern ausgerüsteten Kriegern, über mit Armbrüsten ausgestatteten Schützen, bis hin zu Magiern, Dämonen und Geistern, ist alles dabei. Damit es nicht langweilig wird, hat man den Feindesgruppen oftmals jeweils einen starken Führer verliehen, dessen Vernichtung das Ziel der Mission darstellt. Nicht selten kommt es vor, dass nach Erreichen der Ziele innerhalb einer Mission weitere auftauchen, um so die Missionen in die Länge zu ziehen, und durch andere Gegner spannender zu machen.


Kapitel und Verse

Die Story wird Euch wie eine niedergeschriebene Sage in Buchform erzählt. Dabei unterteilt sich der komplette Handlungsstrang in mehrere Kapitel, in denen es unterschiedliche Verse – sprich Missionen – zu erledigen gilt. Die Aufgaben unterscheiden sich in drei Arten, und verlangen dabei je nach Auftragsziel unterschiedliche Kampftechniken: im sogenannten Bodenkampf seid Ihr zu Fuß unterwegs, und attackiert die Gegnerhorden in bester Hack’n-Slay-Manier.

Die zweite Möglichkeit ist der reine Luftkampf. Hierzu schwingt Ihr Euch auf den Rücken Eures Paktgefährten, und kämpft als Drachenreiter mit den feindlichen Massen um die Lufthoheit. An einigen Stellen des Spiels könnt Ihr die beiden ersten Angriffstaktiken miteinander kombinieren. So könnt Ihr beispielsweise mithilfe des Drachenfeuers die zahlenmäßig weit überlegenen Armeen dezimieren, und Euch dem hilflosen Rest zu Fuß stellen.

Die Missionsziele variieren dabei von Level zu Level nur geringfügig. Grundsätzlich ist es für einen erfolgreichen Missionsabschluss nur notwendig, alle markierten Hauptziele zu besiegen, die auf einer übersichtlichen Karte nochmals farblich erkennbar sind. Je nach Mission, versucht Ihr das eben zu Fuß, oder in der Luft.

Nach beendetem Level kommen die klassischen Rollenspielelemente zum Tragen: Für jeden erledigten Gegner gibt es Erfahrungspunkte – sowohl für Caim, als auch für den Drachen. Diese wirken sich positiv auf den Status beider Protagonisten aus. Zum einen werden die Lebens- und Magiebalken länger, zum anderen erhöht sich der Waffenlevel.


Freie Expeditionen

Erfolgreich absolvierte Missionen schalten nicht nur neue Kapitel, sondern auch die sogenannten freien Expeditionen frei. In den Bonus-Levels könnt Ihr abseits des Storymodus weitere Erfahrungspunkte sammeln, die Euch im späteren Spielverlauf zu Gute kommen. Dazu könnt Ihr auf einer Weltkarte Euren gewünschten Zielort auswählen, und Euch an eine beliebige Mission wagen.

Dabei gilt es ähnliche Aufgaben wie während der Geschichte zu erledigen. So müsst Ihr einmal die Kommandeure des Imperiums innerhalb eines Schlosses besiegen, an anderer Stelle muss der Luftraum von den feindlichen Invasoren gesäubert werden. Ebenfalls nett: die zusätzlichen Levels unterstehen selten einem Zeitlimit, was auch mal einen Rundblick über die gigantischen Außenareale erlaubt.

Die mittelalterliche Atmosphäre wurde Herr-der-Ringe-like inszeniert, und begeistert durch abwechslungsreiche Level-Architektur. Die Schlachtfelder erstrecken sich von kargen Bergketten, über verschneite Dörfer, bis hin zu grünen Tälern und dichten Wäldern. Schöne Partikeleffekte gefallen im Kampf genauso wie herrliche Weit- und Übersicht auf dem Rücken des Drachen.

Zum positiven grafischen Gesamteindruck passen auch die zahlreichen typischen Square-Enix-Rendersequenzen, die der FMV-Kunst aus Final Fantasy X gleichkommen. Abzüge gibt’s allerdings bei der Soundkulisse: ein nerviger Soundtrack sowie sich ständig wiederholende Kampfsamples wirken sich nicht gerade motivierend auf den Spielspaß aus.

Ansonsten gibt’s rein technisch betrachtet nicht viel zu bemängeln, denn ohne hässliches Kantenflimmern, und mit optionalem 60-Hz-Modus, sind selbst Grafikfreaks gut versorgt.


Caims Familie

Sie waren einst die Herrscher über ein kleines Königreich, in dem sie zusammen mit ihren Kindern Caim und Furiae lebten. An einem schicksalhaften Tag wurde die Stadt und somit auch das Schloss von einem schwarzen Drachen des Imperiums angegriffen. Um seine Kinder zu schützen, griff der König den Drachen an, wurde aber von einer seiner Krallen zu Boden geworfen und zerdrückt.

Die Königin lief sofort zu ihrem Mann, in der Hoffnung, ihm vielleicht noch helfen zu können. Als der Drache sie bemerkte, riss er sein riesiges Maul auf und zermalmte mit der Kraft seines Kiefers die Knochen der Königin. Dieses Bild brannte sich in Caims Gedächtnis. Sein Vater tot am Boden unter den Krallen des Drachens und seine Mutter in dessen Maul. Man kann sich vorstellen, dass er alles tut, um seine Schwester Furiae vor dem Imperium zu schützen. Wenn er auch noch sie verlieren sollte, steht er völlig allein da. Selbst mit seinen mittlerweile 24 Jahren kann er die schrecklichen Augenblicke aus seiner Vergangenheit nicht vergessen.

Als Caim erfuhr, dass der Drache zum Imperium gehörte, trat er in die Dienste der Konföderation ein, um das Imperium niederzuschlagen und den Tod an seinen geliebten Eltern zu rächen. Nur dass gerade ein Drache sein Pakt-Partner geworden ist, scheint wohl Schicksal gewesen zu sein.


Fazit

Der erste Eindruck von Drakengard täuscht schnell über das eigentliche Potenzial hinweg. Die zunächst unspektakuläre Präsentation, gepaart mit einseitigen Fließband-Kämpfen, stellt zu Beginn eine hohe Spielspaß-Hürde dar. Mit zunehmendem Spielverlauf gestaltet sich das Gameplay jedoch interessanter: man erspielt immer effektivere Waffen, lernt mächtigere Angriffe und findet Gefallen an den Flugmissionen.

Zudem lenkt der Spielverlauf mit wechselnden Flug- und Fußmissionen geschickt von der brachialen Dauer-Action ab. Hat Euch erst einmal das Storynetz gefangen, könnt Ihr so schnell nicht wieder loslassen. Drakengard ist ein hervorragender Titel für Actionfans mit Affinität zu epischen Storys. Rollenspiel-Freunde, die ein Final-FantasySpin-off erwarten, werden mit Drakengard allerdings nicht glücklich.