Anno 1995 stieg Square auch auf dem Super Nintendo ins Genre der Runden-Strategie ein. Mit Front Mission schuf man ein Spiel, das sich in die Köpfe der Spieler als wahres Epos einbrannte. Leider nur in die der Japaner, da das Spiel bis heute noch japan-exklusiv ist.

Jetzt ist jedoch eine Fanübersetzung des Runden-Taktikers herausgekommen, die sich als „sehr gut spielbar“ erweist. Grund genug diesen Klassiker, der zahlreiche Sequels hervorgerufen hat, genauer unter die Lupe zu nehmen und die Wanzer ins Gefecht zu schicken.


Story

Huffman Island – eine Sirene ertönt. Atmosphärische Klänge und tiefe Bässe erklingen, als das Intro von Front Mission beginnt. Man bekommt gleich den richtigen Eindruck des Spiels: Ernst, Endzeit-Szenario, technisch wunderbar auf die Konsole abgestimmt, alles ist aus einem Guss. So würde ich gerne öfter in eine Spielwelt eingelassen werden, wie in die der Wanzer, Atomraketen und Shotguns.

Wartet man nach dem Intro noch ein paar Minuten, erscheinen werbespot-technisch alle im Spiel erhältlichen Waffen mit ihren Statistiken. Derart liebevoll gestaltete Gimmicks verwöhnen den Spieler öfter in Front Mission.

Gleich in der ersten spielbaren Mission wird einem dann auch die epische Breite von Front Mission bewusst. Man schlüpft in die Rolle von Lloyd und soll eine Waffenfabrik infiltrieren. Als man jedoch dort ankommt, kann man nur noch zusehen wie der Spähtrupp, Kollegin Karen, hingerichtet wird.

Während des Racheaktes fliegt dann auch noch die Waffenfabrik in die Luft. LIyod wird beschuldigt, einen Anschlag ausgeführt zu haben. Später sollte dieser Vorfall als „The Larcus Incident“ in die Geschichtsbücher eingehen. Ein Jahr später ist Llyod untergetaucht und hat ein neues Leben im „Colosseum“ angefangen. Jedoch wird man von einem mysteriösen Mann wieder ins aktive Geschehen zurückgeholt…


Gameplay

Technisch überzeugt das Abenteuer auf ganzer Linie: Sehr schön gezeichnete, an die Realität angelehnte Figuren und Hintergründe verwöhnen während der Sequenzen, die die Story vorantreiben, das Auge.

Auf dem Schlachtfeld ist alles sehr übersichtlich gestaltet, und auch in den Battle-Screens lässt sich alles überblicken: Statistiken, Waffen, Reichweite und Terrain-Status sind ebenfalls mit nur ein bis zwei Buttons aufrufbar. Einzig und allein die Gegner (bzw. deren Farben) sind manchmal schwer zu erkennen, was aber durchaus realistisch ist, wenn man an die Tarnfarben im Krieg denkt – man muss eben ganz genau hinschauen, wo noch jemand lauern könnte.

Die eigenen Wanzer kann man ganz nach Belieben verändern. Ob Farbe, Waffenart, Arme oder Beine, in Front Mission lässt sich alles ganz individuell verschrauben, um ein effektives Ergebnis im Kampf zu erzielen. Natürlich sind diese Veränderungen dann auch auf dem Schlachtfeld sichtbar.

Man sollte allerdings die Shopping- und Tuning-Sequenzen nicht übereilt beenden, denn ein wenig Grips ist schon von Nöten, um in Front Mission zum Erfolg zu kommen. So ist zeitweise einstündiges Ausrüsten keine Seltenheit, und die Bars und andere Lokalitäten wollen ja auch noch besucht werden.

Ist man dann bereit, kommt das Herz eines jeden Rundentaktikers zu Rhythmusstörungen. Die Kämpfe sind bis zum Umfallen genau abgestimmt und ausbalanciert. Die gewählte Taktik ist überlebenswichtig, und bei jedem ausgeteilten Body-Treffer kann man sich kaum den Schweiß von der Stirn tupfen, ehe man schon wieder in Schwierigkeiten steckt.

Vor allem die gescripteten Ereignisse während der Kämpfe lassen diese besonders dynamisch wirken. Das Einzige, was an den Kämpfen ein wenig stört, ist der Musikfetzen, der während der Kampfsequenzen gespielt wird – der nervt auf die Dauer. Doch zum Glück lässt sich ja auch das in Front Mission ausstellen.


Sound

Besonderes Lob hat der Soundtrack verdient, der bis auf das oben genannte Stück super gelungen ist. Die Musik passt sich nicht nur perfekt in die Spielwelt ein, sondern trägt ganz entscheidend zur Atmosphäre bei.

Wichtige Entscheidungen trifft Lloyd zum Beispiel nur mit einem Stück zur Begleitung, in dem hohe, klirrende Synth-Klänge und wuchtiger Bass an den Nerven zehren, der treibende Beat klingt dann fast wie eine tickende Uhr – genial!